Känguru bringt letzten Gimmick
Mal lachend, mal weinend, mal laufend, mal springend. Das karierte Känguru Yps gehörte genau so zum Comic wie die Bastelbeilagen
der Zeitschrift Yps. Nach 25 Jahren erschien gestern die 1253. und vorerst letzte Ausgabe.
So ziemlich jeder Hobbyhandwerker kam auf seine Kosten: die Sonnenuhr aus Plastik mit Geheimversteck, der aufblasbare
Boxhandschuh, das Weltraum-Alarmlicht oder der glühende Flugsaurier. Und zusätzlich gab es das Comic, im praktischen Format.
Alles zusammen eingeschweißt in einer Klarsichtfolie.
Früher war ich ein begeisterter Leser und Sammler der Hefte, doch seit gestern ist der Spaß vorbei. Anfangs kursierten Gerüchte: Yps
soll eingestellt werden - wegen Erfolglosigkeit. Jetzt ist es endgültig. "Der Auflagenrückgang war nicht mehr zu stoppen. Von über 400
000 auf gerade mal 85 000 Stück sind die Verkaufszahlen gesunken", erklärte Marion Egenberger, Sprecherin des Ehapa-Verlages in
Stuttgart.
Kein Känguru Yps, keine Maus Kaspar, kein Frosch Patsch und kein Papagei Willy. Nach genau 25 Jahren keine lustigen
Geschichten der Yps-Familie mehr. Trotz der Trauer konnte ich gerade noch ein Heft der letzten Ausgabe mit dem leuchtenden
Sound-Ufo für sage und schreibe 4,90 Mark ergattern.
Die Verkäuferin im Buchladen reagierte überrascht auf meine Nachfrage. "Das Interesse an den Comics ist so gering, dass wir nur
noch eine Hand voll Exemplare bestellt haben." Als ich mich bei einer Kioskbesitzerin erkundigte, ob sie Yps noch im Sortiment hätte,
lächelte sie nur und zog eines unter dem Ladentisch hervor. "Vor 20 Jahren waren die Hefte mit Gimmick der Renner. Jetzt wollen die
Jugendlichen von dem Nostalgiker nichts mehr wissen."
Neben Bravo und Yam sind Fan-Magazine zurzeit angesagt. Expertenblätter zu den Zeichentrickfiguren die "Pokémons" oder zu
Fernsehserien wie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten", "Marienhof" und "Verbotene Liebe" bestimmen die Auslagen der Regale.
Leider eine böse Schlappe für das Känguru Yps, aber wenigstens bietet der Klassiker Micky Maus der Konkurrenz Paroli.
© Matthias Trzeciak Hagen/Westfalenpost 10.10.2000
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