RP-Online
9.Oktober 2000

Kinderzeitschrift "YPS" steht vor dem Aus

Wütende Proteste von Nostalgikern

Hamburg (dpa). Urzeitkrebse aus der Tüte, das Solar-Ufo und der glühende Flug-Saurier: Damit ist es jetzt erst einmal vorbei. Am 10. Oktober gibt es am Kiosk wohl zum letzten Mal das Kindermagazin "YPS" und dazu das Spielzeug-Extra, das so genannte Gimmick. Beim Egmont Ehapa Verlag spricht man zwar von einer "kreativen Auszeit", aber eines dürfte klar sein: "YPS" wird es nach 25 Jahren in der jetzigen Form nicht mehr geben.

Das Heft ist offenbar Opfer des Zeitgeistes geworden und von Trends wie Pokemons und Gameboys überholt. "Die Kinder wollen heute Instant-Fun: Auspacken, spielen", sagt Verlagssprecherin Marion Egenberger. Zuletzt lag die Auflage im Schnitt bei 85 000 verkauften Exemplaren - zu Spitzenzeiten waren es 400 000. "Es reicht halt nicht", sagt Egenberger.

Im Internet hat die Nachricht, dass es das Heft bald nicht mehr geben wird, wütende Proteste ausgelöst. Der Medien-Branchendienst "kressonline" hat im Netz sogar eine Rettungsaktion gestartet, die zum Forum für "YPS"-Nostalgiker wurde. Es geht um mehr als um ein Comic-Heftchen mit Spielzeug in einer Plastikhülle, denn viele, die jetzt um die 30 Jahre alt sind, verbinden mit "YPS" ein Stück Kindheitserinnerung - irgendwo zwischen Schulhof, Zauberwürfel und "Bravo".

"Wenn YPS stirbt, stirbt das letzte Relikt meiner Jugend. Dolomiti-Eis ist tot, meine Mutter spült nicht mehr mit den Pril- Blumen, Klementine ist weg, und Persil hat auch keine rote Schleife mehr", schreibt ein Fan aus Hamburg im Internet. Ein "YPSoid aus Bergstedt" fordert schlicht: "Lasst dieses wunderbare Heft nicht sterben." Auch beim Verlag Egmont Ehapa, der "YPS" 1999 von Gruner + Jahr gekauft hat, ist man wehmütig. "Es ist schon ein bisschen traurig", sagt Sprecherin Egenberger.

Ob "Rose von Jericho", "Wunderbohne" oder das "Zelt": Die Gimmicks klangen vielversprechend, erfüllten zwar nicht immer die Erwartungen, wurden aber dennoch heiß geliebt. Hinter dem "Zelt" verbarg sich zum Beispiel eine Plastikfolie, die einer Mülltüte verdächtig ähnlich sah, und mit dem "Mikroskop" konnte man oft nicht mal eine Zwiebelschale untersuchen. Ein Klassiker waren die "Urzeitkrebse". Dem Heft war ein Pulver beigelegt, das in Wasser aufgelöst zu lebenden Tierchen wurde, die man mit der Lupe beobachten und sogar füttern konnte - wenn man sie nicht gerade wieder einmal auf der Heizung vergessen hatte.

Einer, der beim Abschied vom klassischen "YPS" besonders wehmütig sein dürfte, ist der Erfinder Reinhard Haas, der 25 Jahre für die Gimmicks zuständig war. Doch nach rund 1250 Gimmicks ist jetzt erst einmal Schluss: "Ehrlich gesagt kann ich es mir noch nicht so recht vorstellen, wie das wird, wenn die vorläufig letzte Ausgabe draußen ist", sagte Haas "kressonline". Eines seiner Meister-Gimmicks hat nach Angaben des Verlags sogar schon an Deutschlands Flughäfen Ufo-Alarm ausgelöst: Das schwarze Solar-Ufo wirkte in der Luft wohl eine Spur zu echt.

© beim Autor/RP-Online 09.10.2000
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