Kinderzeitschrift "YPS" steht vor dem Aus
Wütende Proteste von Nostalgikern
Hamburg (dpa). Urzeitkrebse aus
der Tüte, das Solar-Ufo und der
glühende Flug-Saurier: Damit ist
es jetzt erst einmal vorbei. Am 10.
Oktober gibt es am Kiosk wohl zum
letzten Mal das Kindermagazin
"YPS" und dazu das
Spielzeug-Extra, das so genannte Gimmick. Beim Egmont
Ehapa Verlag spricht man zwar von einer "kreativen
Auszeit", aber eines dürfte klar sein: "YPS" wird es nach 25
Jahren in der jetzigen Form nicht mehr geben.
Das Heft ist offenbar Opfer des Zeitgeistes geworden und von
Trends wie Pokemons und Gameboys überholt. "Die Kinder wollen
heute Instant-Fun: Auspacken, spielen", sagt Verlagssprecherin
Marion Egenberger. Zuletzt lag die Auflage im Schnitt bei 85 000
verkauften Exemplaren - zu Spitzenzeiten waren es 400 000. "Es
reicht halt nicht", sagt Egenberger.
Im Internet hat die Nachricht, dass es das Heft bald nicht mehr
geben wird, wütende Proteste ausgelöst. Der
Medien-Branchendienst "kressonline" hat im Netz sogar eine
Rettungsaktion gestartet, die zum Forum für "YPS"-Nostalgiker
wurde. Es geht um mehr als um ein Comic-Heftchen mit Spielzeug
in einer Plastikhülle, denn viele, die jetzt um die 30 Jahre alt sind,
verbinden mit "YPS" ein Stück Kindheitserinnerung - irgendwo
zwischen Schulhof, Zauberwürfel und "Bravo".
"Wenn YPS stirbt, stirbt das letzte Relikt meiner Jugend.
Dolomiti-Eis ist tot, meine Mutter spült nicht mehr mit den Pril-
Blumen, Klementine ist weg, und Persil hat auch keine rote Schleife
mehr", schreibt ein Fan aus Hamburg im Internet. Ein "YPSoid aus
Bergstedt" fordert schlicht: "Lasst dieses wunderbare Heft nicht
sterben." Auch beim Verlag Egmont Ehapa, der "YPS" 1999 von
Gruner + Jahr gekauft hat, ist man wehmütig. "Es ist schon ein
bisschen traurig", sagt Sprecherin Egenberger.
Ob "Rose von Jericho", "Wunderbohne" oder das "Zelt": Die
Gimmicks klangen vielversprechend, erfüllten zwar nicht immer die
Erwartungen, wurden aber dennoch heiß geliebt. Hinter dem "Zelt"
verbarg sich zum Beispiel eine Plastikfolie, die einer Mülltüte
verdächtig ähnlich sah, und mit dem "Mikroskop" konnte man oft
nicht mal eine Zwiebelschale untersuchen. Ein Klassiker waren die
"Urzeitkrebse". Dem Heft war ein Pulver beigelegt, das in Wasser
aufgelöst zu lebenden Tierchen wurde, die man mit der Lupe
beobachten und sogar füttern konnte - wenn man sie nicht gerade
wieder einmal auf der Heizung vergessen hatte.
Einer, der beim Abschied vom klassischen "YPS" besonders
wehmütig sein dürfte, ist der Erfinder Reinhard Haas, der 25 Jahre
für die Gimmicks zuständig war. Doch nach rund 1250 Gimmicks
ist jetzt erst einmal Schluss: "Ehrlich gesagt kann ich es mir noch
nicht so recht vorstellen, wie das wird, wenn die vorläufig letzte
Ausgabe draußen ist", sagte Haas "kressonline". Eines seiner
Meister-Gimmicks hat nach Angaben des Verlags sogar schon an
Deutschlands Flughäfen Ufo-Alarm ausgelöst: Das schwarze
Solar-Ufo wirkte in der Luft wohl eine Spur zu echt.
© beim Autor/RP-Online 09.10.2000
All rights reserved.